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Zur Fastenzeit: Wie ein großer Frachter

Zur Fastenzeit: Wie ein großer Frachter

(25.2.23) Ein großes Frachtschiff ist bei Nacht auf dem Meer unterwegs und plötzlich sieht der 1. Offizier ein Licht auf das Schiff zukommen. Er meldet es sofort dem Kapitän und der setzt gleich einen Funkruf ab: „Sie befinden sich auf Kollisionskurs, ändern Sie ihren Kurs um 20 Grad!“ Sofort kommt ein Funkspruch zurück: „Sie müssen dringend Ihren Kurs ändern!“

Der Kapitän antwortet: „Wer sind Sie, dass Sie mir das anschaffen können?“ Von der anderen Seite kommt die Antwort: „Ich bin ein ganz normaler Matrose.“ Da antwortet der Kapitän: „Sie wissen nicht, wen Sie vor sich haben! Ich bin der Kapitän eines riesigen Frachters und ich befehle Ihnen Ihren Kurs zu ändern! Ich bin am größten Schiff unserer Nation!“

Der Matrose funkt zurück: „Ich rate Ihnen dringend Ihren Kurs zu ändern, ich bin am Leuchtturm!“

Diese Anekdote zeigt ganz gut, wie es mit Umkehraufrufen gehen kann oder wie wir damit umgehen. Wir fühlen uns manches Mal wie das große Frachtschiff, das voll beladen unbeirrbar unterwegs ist und nur sehr, sehr langsam Kurs ändern kann, wenn es überhaupt will und das einsieht. Eine Kursänderung beleidigt unseren Stolz. Und trotzdem ist es unerlässlich, sonst zerschellen wir an den Felsen, die im Leben so daherkommen. Die Fastenzeit ruft uns zur Umkehr und zum Umdenken in vielen Bereichen:

Unsere Gesellschaft ist auch so unterwegs wie ein schwer beladener Frachter auf dem Meer, oft unwillig und unfähig, den Kurs zu ändern. Etwa beim Klima, beim Lebensstil, beim Verbrauch, da wissen wir längst, dass es Änderung braucht. Aber anschaffen lassen von lästigen Klimaklebern? 

Unsere Kirche, gerne das Schiff Petri genannt, ist auch manches Mal ein beladener und belasteter großer Kahn, der sich schwertut eine Kursänderung einzuschlagen. Unser Kurs muss gehalten werden wie in allen Zeiten! Und früher? Kursänderungen gehören zur Geschichte!

Wir selber sind auch in manchen Momenten so unterwegs. Wir haben 100% Recht, die anderen 100% Unrecht. Ändern sollen sich die anderen, ich lassen mir von denen nichts anschaffen! Und da gibt es auch noch die Gewohnheiten, die uns träge und änderungsresistent machen…

Das Evangelium ist wie ein Leuchtturm, der uns den rechten Kurs weist. Gerade in der Fastenzeit sollten wir es wieder zur Hand nehmen und lesen. Ostern vorbereiten heißt Kurs ändern und volle Fahrt voraus, dass das, was wir von Gott verstanden haben, auch in konkreten Taten umgesetzt wird!

+Abt Johannes Perkmann OSB