Veröffentlicht am

Lauf ins Leben!

Lauf ins Leben!


Laufen hat etwas mit Ostern zu tun: Da wird berichtet, dass die Frauen geschickt werden, um gleich die Botschaft der Auferstehung zu verkünden. Da laufen zwei Jünger, die zum Grab, um sich zu überzeugen, was über diesen Jesus gesagt wurde. Zwei andere laufen davon und erfahren auf dem Weg nach Emmaus, dass Jesus sie unerkannt begleitet. Schließlich sollen die Jünger nach Galiläa vorausgehen, um dort Jesus neu zu begegnen.

Und dann hat diese Botschaft ihren Lauf durch die Welt genommen, weil die Jünger und Jüngerinnen gleichsam gerannt sind, diese Botschaft vom Leben mit Zukunft bekannt zu machen, davon zu erzählen und diese Hoffnung hinauszutragen.

Auferstehung erschließt sich nicht im Grübeln und Sitzenbleiben, nicht in der sicheren Distanz der Unentschlossenheit und der Skepsis, Auferstehung braucht einen Weg (und Zeit, bis sie in uns ankommt) und Auferstehung macht Beine.

Die Auferstehungserfahrung beginnt mit dem inneren Interesse, wie es nach dem Tod weitergeht, was wirklich lebendig macht und bleibt. Zuerst braucht es den inneren Antrieb, sich selber überzeugen zu wollen, das Fragen und Suchen. Wer erfährt, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass es Hoffnung für die Zukunft gibt, der muss es einfach bezeugen und weitererzählen.

2000 Jahre nach Ostern: Wer läuft denn da noch, was läuft denn da noch im Glauben?

Im alten Europa sind wir etwas müde geworden, man rennt vielleicht irgendwelchen Messiasgestalten hinterher, die bald verglühen, man rennt dem Erfolg, dem Wachstum hinterher, in vielen Ländern ist ein Rüstungswettlauf zu beobachten. Rennen wir, um eine Antwort auf die großen Fragen des Lebens zu bekommen, laufen wir füreinander, für Menschen, die uns brauchen? Wofür rennen wir?

Ostern ist das große Fest des Lebens, das Beine machen kann, um die Hoffnung nicht untergehen zu lassen, um wieder für das Wesentliche zu rennen. Starten wir durch!

Ein gesegnetes Osterfest!

Abt Johannes Perkmann OSB

Veröffentlicht am

Abnehmen allein ist zu wenig

Abnehmen allein ist zu wenig

Natürlich muss man auf die Kilos achten, tendenziell haben wir in unserem Kulturkreis zu viele davon. Die Statistik spricht gegen uns und der Blick auf die Waage auch. Da tut Fasten gut, es ist ein Gebot der Stunde.

Jahr für Jahr treffen sich in unserem Bildungshaus Fastende, die sich eine Woche von Saft und Gemüsebrühe ernähren, nicht in erster Linie, um abzunehmen, sondern um bewusster auf den Körper zu achten, um maßvoller und genügsamer zu leben.

Das besondere Kennzeichen sind dabei die spirituellen Impulse und die Gemeinschaftserfahrungen. Da merkt man, was Fasten ist: nicht nur auf den Körper zu achten und gesünder zu leben, sondern auch die Seele zu stärken und sich etwas sagen lassen, was man sich selber nicht sagen kann. Jahr für Jahr sind es Impulse aus der Bibel, die zu denken geben, das Diskutieren anregen und zur Bereicherung für das innere Leben werden. Sie helfen, über das eigene Handeln nachzudenken und motivierter den Weg weiterzugehen.

Heuer begleiteten einige Begegnungserzählungen Jesu die Teilnehmenden. Er ist einer, der sich berühren lässt und selber andere berührt, auch die, denen sich sonst keiner nahen will, den Kranken und Aussätzigen etwa. Er lässt aber auch wieder los und will keine von ihm Abhängigen. Er stiftet zum Leben und zum Glauben an, d.h. zum Vertrauen in die heile Zukunft. Und er fordert in der Erzählung von Marta und Maria das Zuhören ein, nicht nur das Leisten und Tun.

Geduldiges Lesen der Bibel, miteinander Nachdenken und Reden führen in die Tiefe der eigenen Existenz.  Das Gelesene geht mit der eigenen Erfahrung zusammen.

Fasten ist viel mehr als Abnehmen, Fasten weckt Geschmack am Wort Jesu – und das wirkt über die Fastenzeit hinaus.

Was lesen Sie gerade?

 

Abt Johannes Perkmann OSB

 

 

Veröffentlicht am

Warst du schon in Bethlehem?

Warst du schon in Bethlehem?

Die Gedanken in diesen Tagen gehen besonders ins hl. Land, dorthin, wo Weihnachten entstanden ist. In Bethlehem feiern normalerweise viele Pilger, aber derzeit verhindert der Krieg ein Wallfahren an die hl. Stätten. 

Leo Tolstoi erzählt einmal eine Pilgergeschichte von zwei alten Männern, die ins hl. Land aufbrechen:

Viele russische Bauern des 19. Jahrhunderts träumten davon, nach der Hofübergabe endlich Zeit für eine Pilgerreise ins gelobte Land zu haben. So machten sich einmal zwei alte Freunde auf den Weg. 

Unvorstellbar lange Strecken müssen sie zu Fuß zurücklegen. Als sie bereits wochenlang unterwegs sind, macht sich einer der beiden auf die Suche nach einem Brunnen, um seine Wasserflasche zu füllen. Der andere lässt sich inzwischen am Wegesrand nieder und schläft ein. Als er aufwacht, ist sein Freund immer noch nicht zurückgekehrt. Er vermutet, dass der andere ihn wohl im Schatten der Bäume nicht gesehen habe und an ihm vorbeigegangen sei. So geht er ihm nach. Aber auch im nächsten Dorf trifft er ihn nicht; der Mann beruhigt sich mit der Hoffnung, ihn am Hafen zu sehen. Aber auch da wartet er vergeblich, sein Freund kommt nicht. Schließlich läuft sein Schiff ein und er kommt nach der Überfahrt glücklich im gelobten Land an. In Bethlehem erlebt er in der Basilika eine große Feier und dort sieht er seinen Freund weit vorne am Altar am besten Platz stehen. Im Gedränge kommt er nicht zu ihm und am Ende der Feier verliert er ihn wieder aus den Augen. Schließlich entdeckt er ihn noch einmal weit entfernt in der Menge, doch er schafft es wieder nicht bis zu ihm. Er beschließt einfach beim Ausgang auf ihn zu warten, wenn alle herauskommen, müsste sein Freund bei ihm vorbeikommen, überlegt er. Doch er verfehlt ihn wieder. Der alte Mann ist müde und sein Geld wird knapp, so tritt er erschöpft die Heimreise an. Als er nach anstrengenden Monaten endlich zu Hause ankommt, ist der andere längst da. „Das ist ja unglaublich, wir haben uns immer verfehlt!“ ruft er seinem Freund zu. „In Bethlehem habe ich dich gesehen, du warst am besten Platz ganz vorne am Altar und jetzt bist du schon von mir zu Hause! Wie hast du das bloß geschafft?“ 

Der andere schlägt demütig die Augen nieder und antwortet: „Gott sei mir gnädig! Ich bin niemals im gelobten Land angekommen. Als ich meine Wasserflasche nachfüllte, bemerkte ich, dass die Menschen in dem Haus neben dem Brunnen ganz verhungert waren. Sie konnten sich kaum noch rühren, also habe ich ihnen das Wasser gebracht. Ich bin dann länger und länger bei ihnen geblieben und habe ihnen geholfen, die Ernte habe ich eingebracht und mein ganzes Geld ausgegeben, damit sie nicht mehr hungern müssen. Irgendwann war mein Geld aufgebraucht ich musste wieder nach Hause.“

Da antwortete der andere: „Ich weiß nicht, wer nun von uns beiden wirklich in Bethlehem angekommen ist!“

Jesus Christus bei sich ankommen zu lassen, ihn zu finden, ist keine geographische Frage. Es genügt, ihm zu folgen, so zu glauben und so zu handeln wie er. Dann finden wir Bethlehem.

Wohin willst Du gehen?” fragte mich der Engel, als ich an einer Kreuzung stand und nicht mehr weiterwusste.  “Nach Bethlehem” antwortete ich und breitete meine Landkarte umständlich vor ihm aus. Lächelnd nahm er sie mir aus der Hand und wies mir den weiten Weg von meinem stets angestrengten Verstand hin zur Güte meines Herzens. (Ch. Spilling-Nöker)

Veröffentlicht am

Advent: Wann kommt der Friede?

Advent: Wann kommt der Friede?

„Wann kommt der Friede, von dem die Engel sangen?“ 

Dieses Lied wird bei unseren adventlichen Gottesdiensten gerne gesungen. Und das ist wirklich eine Frage: Wann kommt der Friede? Tausende Jahre wird um Frieden gebetet, gesungen und gerungen – ändert sich etwas? Die Realität sagt so oft etwas anderes, gerade jetzt. Und dann will die adventliche Zeit Frieden verordnen, als wäre es ein Zuckerguss über das ganze Chaos, das diese Welt ausmacht?

Also es lassen? Was wäre dann die Alternative? Resignieren, Versinken im Beklagen, ohne Hoffnung dastehen, alleingelassen mit den negativen Bildern? Das kann es nicht sein!

Advent bietet die Chance, sich in andere Bilder zu vertiefen, Hoffnungsgeschichten zu lesen, Sehnsuchtslieder zu singen und, ja, auch zu beten.

Beten heißt Eintauchen in eine Welt, wo Heilung, Mitleid, Hoffnung großgeschrieben werden, wo anders mit dem Leben umgegangen wird, wo man sich einsetzt für Frieden und Gerechtigkeit, wo vergeben wird. Im Beten wird es innerlich erfasst, was zu Weihnachten verkündet und gefeiert wird: Gott schenkt Frieden, er nimmt am Leben von uns Menschen mit allem, was dazugehört, teil und begleitet es. Er ist da und diese Gewissheit heilt. 

Beten heißt sich Zeit nehmen, auf diese Botschaft zu hören, diesen Gedanken Raum zu geben. In der Stille, im Betrachten, im Lesen, im Feiern der Roratemessen, im gemeinsamen Gebet darf die Welt Gottes zu Wort kommen. Wer in der Seele Frieden findet, kann versuchen Frieden weiterzugeben, denn nur zufriedene Mensch können Frieden bringen.

Dann kommt der Friede, von dem die Engel sangen!

Abt Johannes Perkmann OSB

Veröffentlicht am

Ostern: Da kommt neues Leben raus

Ostern: Da kommt neues Leben raus

(8.4.23) Ein kleiner Handwerker im Süden Deutschlands macht eine große Karriere: er wird Kaufmann, ist unglaublich erfolgreich und erarbeitet sich viel. Schließlich steigt er ins Immobiliengeschäft ein – eine Goldgrube für ihn. Immer erfolgreicher und unüberschaubarer wird sein Firmengeflecht, immer trickreicher seine Konstruktionen, bis Bankenaufsicht und Finanzbehörden einschreiten. Wegen Betrugs wird er schließlich zu 7 Jahren Haft verurteilt.

Das Gefängnis wird ihm unerträglich, er verliert alle Hoffnung und beschließt seinem Leben ein Ende zu setzen. Er bittet noch einmal seine Familie zu Besuch, ohne ihnen seine Absicht zu erzählen. Für den Enkel, der auch mitkommt, lässt er Stifte und Papier zum Malen vorbereiten.

Am Ende des Besuches fragt er seinen Enkel, ob er ihm das Bild zeige. Es war voller schwarzer Striche, ein Gekritzel und Durcheinander. Auf die Frage, was das bedeute, sagte der Enkel: „Das ist unsere Familie. Alles ist schiefgangen und wir sind traurig, weil du uns fehlst.“ Der Opa bemerkte auf dem Bild noch einen schwarzen Punkt, den er auch erklärt haben wollte. Der Enkel sagte: „Das ist ein Samenkorn, da kommt neues Leben raus.“

Schlagartig spürte der Opa eine Veränderung, es war, wie wenn er ein Licht sähe, und er fühlte Hoffnung und Zuversicht. Später sagte er, es war so, als hätte das ihm Jesus persönlich gesagt. Er fand wieder Mut, saß sein Strafe ab und begann ein neues Leben.

– Die Kraft der Auferstehung wirkt weiter durch die Zeiten und Ostern ist wie dieses Samenkorn, aus dem neues Leben rauskommt. Lassen wir es wachsen, damit die Hoffnung blüht.

+Abt Johannes Perkmann OSB

Veröffentlicht am

Zur Fastenzeit: Wie ein großer Frachter

Zur Fastenzeit: Wie ein großer Frachter

(25.2.23) Ein großes Frachtschiff ist bei Nacht auf dem Meer unterwegs und plötzlich sieht der 1. Offizier ein Licht auf das Schiff zukommen. Er meldet es sofort dem Kapitän und der setzt gleich einen Funkruf ab: „Sie befinden sich auf Kollisionskurs, ändern Sie ihren Kurs um 20 Grad!“ Sofort kommt ein Funkspruch zurück: „Sie müssen dringend Ihren Kurs ändern!“

Der Kapitän antwortet: „Wer sind Sie, dass Sie mir das anschaffen können?“ Von der anderen Seite kommt die Antwort: „Ich bin ein ganz normaler Matrose.“ Da antwortet der Kapitän: „Sie wissen nicht, wen Sie vor sich haben! Ich bin der Kapitän eines riesigen Frachters und ich befehle Ihnen Ihren Kurs zu ändern! Ich bin am größten Schiff unserer Nation!“

Der Matrose funkt zurück: „Ich rate Ihnen dringend Ihren Kurs zu ändern, ich bin am Leuchtturm!“

Diese Anekdote zeigt ganz gut, wie es mit Umkehraufrufen gehen kann oder wie wir damit umgehen. Wir fühlen uns manches Mal wie das große Frachtschiff, das voll beladen unbeirrbar unterwegs ist und nur sehr, sehr langsam Kurs ändern kann, wenn es überhaupt will und das einsieht. Eine Kursänderung beleidigt unseren Stolz. Und trotzdem ist es unerlässlich, sonst zerschellen wir an den Felsen, die im Leben so daherkommen. Die Fastenzeit ruft uns zur Umkehr und zum Umdenken in vielen Bereichen:

Unsere Gesellschaft ist auch so unterwegs wie ein schwer beladener Frachter auf dem Meer, oft unwillig und unfähig, den Kurs zu ändern. Etwa beim Klima, beim Lebensstil, beim Verbrauch, da wissen wir längst, dass es Änderung braucht. Aber anschaffen lassen von lästigen Klimaklebern? 

Unsere Kirche, gerne das Schiff Petri genannt, ist auch manches Mal ein beladener und belasteter großer Kahn, der sich schwertut eine Kursänderung einzuschlagen. Unser Kurs muss gehalten werden wie in allen Zeiten! Und früher? Kursänderungen gehören zur Geschichte!

Wir selber sind auch in manchen Momenten so unterwegs. Wir haben 100% Recht, die anderen 100% Unrecht. Ändern sollen sich die anderen, ich lassen mir von denen nichts anschaffen! Und da gibt es auch noch die Gewohnheiten, die uns träge und änderungsresistent machen…

Das Evangelium ist wie ein Leuchtturm, der uns den rechten Kurs weist. Gerade in der Fastenzeit sollten wir es wieder zur Hand nehmen und lesen. Ostern vorbereiten heißt Kurs ändern und volle Fahrt voraus, dass das, was wir von Gott verstanden haben, auch in konkreten Taten umgesetzt wird!

+Abt Johannes Perkmann OSB

Veröffentlicht am

Dum spiro spero…

Dum spiro spero…

(solange ich atme, hoffe ich)

Schon eine eigentümliche Haltung des Menschen, zeitlebens zu hoffen, d.h. sich auf die Zukunft auszurichten, das Gute zu ersehnen und freudig zu erwarten.

Gerade zu Weihnachten erzählen prophetische Texte und Bilder von den großen Hoffnungen der Menschen nach Frieden, Gesundheit und Heilsein, Wohlergehen und Familiensinn. Und es ist gut, dass an diese Bilder immer wieder erinnert wird, damit wir nicht verzweifeln an dieser krisengeschüttelten Welt und bei uns selbst stehen bleiben, sondern einen größeren Horizont sehen.

Wer hat uns diese Hoffnung ins Herz gepflanzt? Wo liegt der Grund unserer Hoffnung? Die Weihnachtsbotschaft verkündet: Da steckt Gottes Handschrift dahinter, der uns Hoffnung eingepflanzt hat, die uns auf den guten Weg führt.

Weihnachten lenkt den Blick darauf, wo Hoffnung beginnt: auf das Kleine, auf das Kind, das unsere Sympathie und Aufmerksamkeit, unsere Pflege und unsere Unterstützung braucht. Im Kleinen zeigt sich das Große. So ist es wichtig, die großen Träume und Visionen aufleben zu lassen und zu besingen und ebenso die kleinen Dinge wahrzunehmen: das Lächeln eines Kindes, die Umarmung, den freundlichen Blick, das aufmunternde Wort, die diskrete Unterstützung, das offene Ohr. Das Große wird im Kleinen wirksam, der große Gott wird im kleinen Kind Mensch und die großen Hoffnungen erfüllen sich in den vielen kleinen Hoffnungszeichen.

Dum spiro spero … und Cicero setzt fort: dum spero amo, dum amo vivo (solange ich hoffe, liebe ich und solange ich liebe, lebe ich). 

Das größte Geschenk zu Weihnachten ist die Hoffnung, die in der Liebe wirksam wird!

Ein gesegnetes Weihnachtsfest!

+Johannes Perkmann OSB

Veröffentlicht am

Unsere Zukunft heißt Ankunft

Unsere Zukunft heißt Ankunft

Wer aufmerksam auf die Ereignisse unserer Zeit mit ihren multiplen Krisen schaut, wird sich manches Mal denken: Wie wird das weitergehen? Wie schaut unsere Zukunft aus? Und so manches Mal schleichen sich dabei ganz dunkle Gedanken ein und nicht wenige sehen schwarz. Diese Ängste vor der Zukunft sind ernst zu nehmen, denen müssen wir uns stellen.

Im Christentum hat das Platz, aber man braucht nicht bei diesem Eindruck stehenbleiben, sondern darf tiefer blicken. Das Christentum redet davon, dass das Gegenwärtige nicht alles ist, es geht vielmehr auf die Zukunft zu und die heißt Advent ¬- Ankunft des Reiches Gottes. Dort gelten andere Maßstäbe, dort sind Friede und Gerechtigkeit, dort liegen persönliches Heil und Glück der Schöpfung beieinander. Dieses Reich Gottes ist die Zukunft und sie beginnt schon jetzt mitten in all dem Schlamassel, in dem wir stehen. Jesus Christus kam mitten in die Schwierigkeit dieser Welt hinein und hat durch sein Dasein, seine Worte und Handlungen Zukunft werden lassen. Durch ihn leuchtet das Licht des Heilwerdens schon in unsere Zeit herein und alle, die sich mit diesem Jesus beschäftigen, können dieses Licht weitergeben. Und dann beginnt schon eine Zukunft, die wir ersehnen.

So kann man sagen: Unsere Zukunft heißt nicht Chaos und Untergang, sondern Ankunft. Ankunft des Reiches Gottes. Lassen wir uns darauf ein! 

Folgen Sie auf Instagram unserem Adventkalender, der dazu viele gute Impulse geben wird!

Veröffentlicht am

Suche den Frieden und jage ihm nach

Von Leo Nikolajewitsch Tolstoi wird folgende Geschichte erzählt: Es gehörte zu den täglichen Gewohnheiten des Gutsbesitzers und großen russischen Schriftstellers, sich am Nachmittag im Park zu ergehen, der Natur nachzuspüren und die Gedanken kreisen zu lassen.  So war es auch an diesem Oktobertag, an dem die Sonne mit ihren Strahlen das Herbstlaub vergoldete. Welch friedliche Natur! Auf seinem Weg störte ihn eine Schar halbwüchsige Buben, die mit Geschrei durch den Park tobten. Sie hatten sich mit Stöcken und allerlei Gerät bewaffnet. Als sie geradewegs auf Tolstoi zustürmten, sah er zu seinem Entsetzen, dass einige größere auf zwei kleine einschlugen. Mit lauter Stimme gebot er Halt – verlegen und ängstlich versammelte sich die Gruppe um ihn.  “Welch schändliche Tat”, herrschte er die Knaben an. “Wollt ihr euch gegenseitig totschlagen?” “Aber nein, Gospodin”, antwortete ein Junge, der wohl der Sprecher der Gruppe war: “Wir spielen doch nur.” – “Und wie heißt dieses Spiel?” fragte der Gutsherr weiter. “Wir spielen Krieg.” Tolstoi schüttelte energisch den Kopf und entgegnete laut: “Krieg, Krieg – ihr solltet lieber Frieden spielen!” Missbilligend den Kopf schüttelnd, ging Leo Nikolajewitsch weiter. Auch die Jungen waren still geworden und steckten die Köpfe zusammen. Plötzlich rannte der Sprecher hinter Tolstoi her, zupfte ihn am Ärmel und fragte: “Bitte, Gospodin, wie spielt man eigentlich Frieden?”

(zitiert nach Siegfried Aust: Wie spielt man eigentlich Frieden?) 

————————————————————

Ja, wie geht das mit dem Frieden? Was würden Sie antworten? Manche sind da überfragt und denken da an einen Frieden, der mit Schwachheit, Passivität oder Langweiligkeit gleichgesetzt wird. Und dabei könnte man leicht sagen: Spielt Fangen und Verstecken, macht eine Schatzsuche oder düst mit dem Bike herum, spielt Fußball oder singt, oder spielt eine Runde Activity oder Uno…. also spielt das Leben, ihr braucht nicht das Sterben zu spielen! Gerade in diesen Tagen ist es wichtig, Gedanken des Friedens zu denken und andere Wege zu lernen und zu üben. Und für die Menschen in der Ukraine gilt es zu beten, dass auch sie das Wunder des Friedens wieder erfahren dürfen. Gott möge ihnen helfen und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu!

——————————————————————-

Allmächtiger, gütiger und barmherziger Gott, mit allen Menschen guten Willens bitten wir um den Frieden in dieser Welt.
Rühre Du die Herzen der Menschen an und gib uns Gedanken des Friedens und der Versöhnung.
Erfülle Du die Menschen mit Ehrfurcht vor dem Leben eines jeden Einzelnen, vor dem Leben aller Völker, Religionen und Nationen und vor dem Geschenk der Schöpfung.
Gib, dass der Wille zum Frieden den Hass überwindet und Rache der Versöhnung weicht.
Lass die Menschen erfahren, dass sie alle Deine Kinder und Geschwister sind, denen Du Deine Liebe schenkst.
Und lass uns selbst in dieser Liebe leben.
Gütiger Gott, mach‘ mich und alle Menschen zum Werkzeug Deines Friedens. Amen.

aus dem Kloster Gut Aich 

Veröffentlicht am

Die Geduld umarmen

Liebe Freunde unseres Hauses!

Mit einer neuen Webseite gehen wir ins neue Jahr hinein, gestärkt durch die Feier des weihnachtlichen Lichtes, das uns Trost und Zuversicht gibt.
Was wird uns dieses neue Jahr wohl bringen? Welche Haltungen wird es brauchen, was gilt es auszuhalten, was wird sich verändern?
Ein Blick auf die lange Geschichte der Menschen und ihres tastenden Suchens nach Sinn, nach Vertrauen, nach innerer Kraft und Heil legt eine Haltung besonders nahe: Geduld.
Gott hat wohl Geduld mit den Menschen und ihrer Geschichte, wenn wir an so viele Lernprozesse, an Fehler und Rückschritte, aber auch an positive Entwicklungen, an Neubeginn und Fortschritt denken.
Geduld heißt warten können, eine Chance zur Entwicklung einzuräumen und an die Zukunft zu glauben. Geduld werden wir alle brauchen, nicht nur angesichts einer unberechenbaren Pandemie, von der keiner sagen kann, was morgen wieder kommt. Adel Bestavros, ein koptischer Theologe, hat einmal formuliert:

Geduld mit anderen ist Liebe.
Geduld mit sich selbst ist Hoffnung.
Geduld mit Gott ist Glaube.

Wir werden viel Geduld zur Nächstenliebe brauchen, auch für die, die nicht unserer Meinung sind. Es gilt 2022 wieder eine gemeinsame Basis zu finden, damit wir gut leben zu können.
Wir werden Geduld mit uns selbst brauchen, weil jeder und jede oft hinter den eigenen Möglichkeiten zurückbleibt und nie ausgelernt hat.
Wir werden Geduld mit Gott brauchen, der er es uns und unseren Vorstellungen oft nicht leicht macht, der nicht alles nach unserem Willen geschehen lässt oder sich auf simplem Wege finden lässt. Auch hier gilt es dranzubleiben, zu fragen und zu suchen und nicht vorher aufzugeben.

Der hl. Benedikt spricht einmal davon „die Geduld zu umarmen“. Haben wir Geduld und gehen wir die kleinen Schritte der Hoffnung weiter!